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CAN/ NS: Warten auf Calypso

Was mit einem Zeitpuffer von zwei Tagen von uns gut geplant schien, endete schliesslich mit drei Verschiebungen und elf Tagen Verspätung von Calypsos Ankunft. Das bedeutete für uns acht Tage ungeplanter Roadtrip in der Hauptferienzeit der Kanadier im kurzen Sommer Nova Scotias nach zwei Jahren Reiseabstinenz vieler Kanadier. 

Wir wollten unser Gap-Year, unsere Auszeit, unsere Reise zu viert ganz gemütlich nach der zweiten Woche der Sommerferien von Basel aus mit unseren Kindern starten. 


Calypso sollte im April, als wir unsere Flüge nach Halifax buchten, am 7. Juli in Antwerpen Richtung Halifax ablegen und um den 18. Juli in Halifax ankommen und spätestens am 20. Juli dann vom Hafengelände rollen. Somit erschien uns die Ankunft in Halifax am 18. Juli ganz smart zu sein. Ausreichend Zeit, dass wir uns akklimatisieren, uns die Stadt anschauen und bewusst mit unseren Kindern mit zwei Tagen Zeit vor Ort ins neue Abenteuer stürzen können.

 


Doch schon beim Start des Frachters in Europa gab es eine Verzögerung und Calypso startete erst am 12. Juli. Sie sollte dann trotzdem um den 20. Juli vor Ort in Kanada für uns bereitstehen, so dass wir immer noch im Zeitplan gewesen wären. Dass unser Abflug nach vorne verlegt wurde und wir am 17. Juli ankommen sollten, erweiterte unser von aussen gefordertes, flexibles Zeitmanagement noch um eine weitere Komponente.


Für die ersten beiden Nächte nach Ankunft in Halifax hatten wir zwei Hotelübernachtungen im Voraus gebucht, um auf der sicheren Seite zu sein. Um auch bloss nicht bereits mit Stress zu starten. Vor unserer Abreise in der Schweiz hatten waren ziemlich viel zu erledigen, da wir unser gesamtes Hab und Gut, unser Leben reduzieren und einlagern wollten. Es galt, alle Verbindlichkeiten zu begleichen und zu kündigen und dabei noch ausreichend Zeit mit den wichtigsten Freunden zu verbringen, um uns gebührend zu verabschieden. Die Kinder sollten ausreichend Gelegenheit haben, sich von ihren Freunden zu verabschieden und Lotta ihren Geburtstag vorzufeiern. 

In Halifax kommen wir dann mit sehr, sehr viel Gepäck an - einer noch originalverpackten Matratze, zwei Trottis plus Helmen und Reisetaschen sowie Rucksäcken für jeden. Zum Glück sind wir von Freunden und dem Patenonkel der Kinder zum Flughafen nach Zürich gebracht worden. 

 


Leider ist bereits bei Ankunft in Kanada klar, dass es nicht beim 20. Juli bleiben würde. Es ist schnell vom 23. Juli, dann vom 26. Juli die Rede, kurz darauf vom 28. Juli, bis wir endlich am 29. Juli unser Tiny House und fünftes Familienmitglied in die Arme schliessen sollten. 

 

Bis dahin bedeutet es sehnsüchtiges Warten und etwas Bangen, dass alles klappen würde. Es gehören tägliche Recherchen nach Unterkünften in einer total ausgebuchten Ferienregion dazu. Wir hängen ständig am Handy, was wir definitiv nicht vorhatten. Unser unumstösslicher Optimismus, dass Calypso doch jeweils am neu zugesagten Termin ankommen würde, führt dazu, dass wir uns für die Salamitaktik entscheiden. Also von Tag zu Tag Unterkünfte buchen und auf dem Tracker schauen, wo sich unser neues Zuhause befindet. 

Spätestens nach einer Woche wollen wir einfach nur noch mit Calypso starten.


Als der 29. Juli endlich gekommen ist, können wir vor lauter Aufregung kaum noch warten. Der Tag beginnt mal wieder mit einem Auszug aus unserem hoffentlich allerletzten Hotel während dieses Reiseabschnitts, gefolgt von Formalitäten, wie Frachtbrief abholen, Zollabfertigung und Transfer zum Hafen. 


Jan darf dann als einziger aufs Hafengelände, um Calypso in Empfang zu nehmen. Schier endlos kommen Lotta, Matti und mir die halbe Stunde vor dem Zaun am Frachthafen in Halifax vor. 

Gedanken, dass bei der Überfahrt irgendetwas doch schiefgelaufen sein könnte, die Autoradios einen neuen Besitzer gefunden oder die Kupplung, Batterie oder sonst ein technisches Detail erst einmal für Ärger sorgen könnten, spielen sich im Kopf beim Warten vor dem Zaun ab. 


Endlich schiebt sich Calypso erhobenen Hauptes nach einigen Campern aus den Niederlanden und Frankreich sowie einem Fahrzeug aus der alten Heimat Zug durch die Reihen der Container. Mit ihrer Grösse ist sie natürlich nicht zu übersehen. Wir sind überglücklich und machen uns gleich an die Arbeit, alles für den Start bereit zu machen. 

 

Nun kann es wirklich losgehen mit unserem Abenteuer. 

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Kommentare: 1
  • #1

    Mila (Freitag, 09 September 2022 06:37)

    Ich vermisse euch