
Eine unbeschreibliche Aura umgibt die Kirche von aussen, als wir davor anhalten. Wir sind auf Manitoulin Island, der grössten Süsswasserinsel der Welt, die wir in Ontario auf dem Weg Richtung Westen durchfahren.
Am heutigen Morgen erreichen wir vor dem Aufstehen der Kinder Tobermory, ein Dorf an der «Bruce Peninsula» gelegen, bekannt für das glasklare, türkisfarbene Wasser des «Lake Huron» und die zahlreichen Schiffswracks, die gut konserviert durch die idealen Wasserbedingungen mit «Glas Floor»-Booten besichtigt werden können.

Leider ist der Morgen regnerisch und wir entscheiden uns dazu, die Chance zu nutzen, ohne Reservierung auf Stand-By mit der nächsten Fähre überzusetzen.
Tobermory scheint ein touristisch sehr erschlossenes, ein beliebtes Domizil bei Rentnern aus den südlichen Staaten von Amerika zu sein, um dort ihre Zelte für kühlere Sommermonate aufzuschlagen. Auch dort treffen wir wieder einmal auf Personen aus der Heimat. Eine Rentnerin aus Hamburg, die die Hälfte des Jahres in Tobermory, die andere in Florida lebt.
Von Tobermory aus erreichen wir nach zwei Stunden auf der Fähre South Baymouth auf Manitoulin Island und fahren direkt zu unserem nächsten Etappenziel – der «Church of the Immaculate Conception».
Die Kirche ist leider verschlossen, enttäuscht ändern wir unseren Plan und machen eine späte Lunch-Pause mit Sandwiches und Fussballspielen im kleinen Waldstück vor der Kirche.
Dann können wir doch noch in die Kirche reingehen, der Priester führt uns gerne herum. Im Innenraum eröffnet sich uns ein Raum mit kreisförmig angeordneten Sitzgelegenheiten anstelle von gängigen
Kirchenbänken. Der Altar ist mittig platziert, abgesenkt am tiefsten Punkt des Raumes ähnlich wie in einer Zirkusarena. Der Blick zur Decke weckt Assoziationen mit einem Tipi.
Wir sind nicht gläubig und schon gar nicht katholisch, doch ist dieser Ansatz, kulturelle Elemente der Gemeindemitglieder der "First Nations" in das katholische Gotteshaus zu integrieren, absolut faszinierend. Der Priester aus Québec stammend und erst seit September letzten Jahres im Amt bestätigt uns, dass dies ein einzigartiger Ort ist, auch Riten der Ureinwohner Kanadas zu würdigen, lebendig zu halten in einer gemeinsamen, katholischen Kirchengemeinschaft.
Matti läuft von einer Skulptur zur anderen. Ein Holzfuss in Form einer Schildkröte stabilisiert das Weihwasserbecken und steht im Zeichen der Reinkarnation, ein Holztisch mit einer Spinne verziert wird für den Ritus der Fusswaschung genutzt. Eine hölzerne Adler-Skulptur mit Oster-Kerze verziert mit Emblemen der Ureinwohner sticht neben dem Altar ins Auge und wird von Matti genauestens unter die Lupe genommen.
Traumfänger hängen in allen vier Ecken des Raumes herab. Im Kreis aufgehängt zeigen Bilder indigener Künstler in knalligen Farben gehalten den Leidensweg Jesu. In der Wand hinter dem Altar ist ein dreieckiges Kästchen mit Schloss versehen platziert, in welchem der Geist Jesu wohnt. Matti ist nur noch beeindruckt und ausser seinen gezielten Fragen mucksmäuschenstill.
Wir können diese Aura ganz alleine in uns aufnehmen und haben Glück, dass die Touristen-Busse, die zahlreich in den Sommermonaten vornehmlich aus Amerika kommen, bereits schon da waren.
Beim Hinausgehen verabschieden uns Bären, Wölfe, Elche, Eichhörnchen, Bisons, Hirsche, Rehe und Adler an der holzverzierten Kirchentüre.

Zwischenzeitlich stoppt die lokale Polizei vor der Kirche und bestaunt Calypso. Nach einem ausgiebigen Foto dürfen wir dann weiterfahren.
Diese Kirche nehmen wir mit als einen wunderbaren Ort, der Vereinbarkeit ermöglicht, wenn es nur gewünscht und ausserhalb des «Bekannten» realisiert wird.
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Wassim (Samstag, 27 August 2022 10:56)
Hi Jan,
the pictures are beautiful ��!
Any photos of Calypso from outside (and inside)?
Jan (Montag, 29 August 2022)
Hallo Wassim
Ja, sicher. Charlotta arbeitet schon an einem Beitrag "Calypso von Innen" (wir müssen jedoch erst aufräumen ;-)) und "Calypso von aussen".