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CAN/ SK: Perfekter Badespot im "viel Nichts" von Saskatchewan

Auf unserer Reise von der Ost- zur Westküste Kanadas diskutieren wir immer wieder die Route, die sich für uns am besten eignet. Klar ist, dass wir in Halifax starten und in Vancouver Island erst einmal ankommen wollen. Wie wir aber dorthin gelangen, ist absolut offen, als wir in Halifax starten.

Wir suchen uns immer wieder Koordinaten und Sehenswertes heraus, reisen einfach los. Zuerst treibt es uns, als wir Calypso am 29. Juli in Empfang nehmen nach «Cape Breton Island», der nordöstlichen Spitze Nova Scotias. Dort überlegen wir, ob wir nach Neufundland übersetzen. Entscheiden uns aber (leider) dagegen, weil wir zu diesem Zeitpunkt noch davon ausgehen, dass wir Mitte Oktober weiter nach Neuseeland verschiffen werden und dafür keine Zeit für grössere Umwege bleibt. 

Somit ist der Zeitfaktor, wenn auch auf einem absolut luxuriösen Level, mitentscheidend bei vielen Entscheidungen bei der Routenplanung. 


Wir sind uns aber schnell einig, dass wir nach den «Great Lakes» nicht in den Süden über die USA ausweichen, sondern uns alle Prärieprovinzen und somit Kanada in seiner vollen Breite anschauen wollen. Es gilt soviel wie möglich mitzunehmen von Kanada, wir beim relativ schnellen Durchfahren sehen können.

Es warnen uns eigentlich alle Reisenden, egal welcher Nationalität und Alter, vor dem «langweiligen» Mittelteil Kanadas, genau zwei von den drei Prärieprovinzen – nämlich Saskatchewan und Manitoba. Es sei geprägt von Monotonie, nur Felder, viel Weite, ein bisschen Bäume, nichts Sehenswertes, wird uns gesagt. 

Wir überlegen kurz, sind dann aber einstimmig der Meinung, dass es überall etwas zu sehen gibt und wir fünf bis sechs harte Tage haben werden, an denen wir von morgens bis abends im Auto sitzen müssen. Was ist das aber in der Gesamtheit unserer Reisezeit schon?

Hingegen, wenn man nur sehr begrenzte Tage Urlaub hat, macht es absolut Sinn, sich das Durchqueren so effizient und auch kurzweilig zu gestalten. Dafür bietet sich wohl der Schlenker über die USA an, um dann wieder auf Höhe Albertas nach Kanada zurückzukehren.


Saskatchewan – eine Provinz, die geprägt ist von viel «Nichts», vielen Feldern, Landwirtschaft und einer Weite, wie es Matti aus seinen Yakari und Lucky Luke Büchern kennt. Das «Nichts» fasziniert uns jedoch, auch wenn es etwas Monotones mit sich bringt, stundenlang auf gefühlt geraden Strassen an Feldern vorbeizufahren. Wir fühlen uns teilweise erinnert an afrikanische Ebenen, wenn es auch im östlichen Teil Albertas erst wieder etwas hügeliger wird, was uns in der Kombination besser gefällt.

Es ist diese Vielfalt und komplette Andersartigkeit zu dem bisher Gesehenen in den vorherigen Provinzen, die uns gefällt. 


Vermehrt sehen wir zwiebelförmige Kirchenbauten, die an die vielen, vor Jahrhunderten eingewanderten Ukrainer in diese Region erinnern. Landschaftlich drängen sich sicher Parallelen auf, da auch hier in Saskatchewan der Getreideanbau signifikant dominiert. 


Wir lassen unsere Eindrücke der ersten Wochen Revue passieren, die inneren Bilder ergänzen die Weite vor uns. Wir hören viel Hörbücher und Podcasts. Alle sind wir versunken in unsere Gedanken und audiovisuellen Erzählungen. 

Unsere Kinder sind einfach «Trucker-Kids», passen perfekt zu unserem Auto und dem Reisestil, der auch mal lange Tage im Auto mit sich bringt, um dann wieder kürzere Strecken täglich zurückzulegen oder ganz an einem Ort zu bleiben, um zu wandern oder Fahrrad zu fahren. 

 

Das haben sie bereits früh bei Fahrten quer durch Deutschland, in Afrika oder in Frankreich bewiesen, dass es nur spannende Geschichten braucht, um stundenlang bei der Stange zu bleiben.

 

An heissen Sommertagen wie während unserer Reise durch Saskatchewan erfrischen wir uns mit einem Eis zwischendurch, um die allgemeine Stimmung wieder etwas zu heben und gestärkt in die nächste Etappe zu starten.  


Doch auch die besten Hörbücher, Malsessions, Ratespiele brauchen einmal eine Pause. In Saskatchewan fällt uns das während der drei Tage, die wir für die knapp 1000 km benötigen, nicht ganz leicht. Hatten wir in Nova Scotia und Québec immer schöne Strände für einen Stopp parat, so müssen wir in Saskatchewan auf gut Glück abfahren und uns Flüssen und Seen nähern, in der Hoffnung, dass wir ein Bijou finden. Genau das braucht man schon, wenn man so lange im Auto sitzt und immergleiche Landschaft an einem vorbeizieht.

 


Jan ist auch als «Trüffelschwein» in unserer Familie bekannt. Er findet mit seinem siebten Sinn Plätze, die wie unerwartet aus dem Nichts auftauchen und meistens genau das erfüllen, was wir brauchen. In Saskatchewan war es Abkühlung, Bewegungsfreiheit und Abwechslung zum Inneren von Calypso.

Wir steuern den «South Saskatchewan River» an und fahren gegen 17:00 auf einen Campsite in Outlook, um an das Flussufer zu gelangen. Bei den meisten Campingplätzen kann man gegen eine Gebühr den so genannten «Day use» Tarif bekommen. Für uns eigentlich schon viel zu spät, wollen wir doch einfach nur eine Pause machen. Wir zahlen die 8 CAD jedoch schnell, wollen wir doch ins Wasser springen. 

Wir haben uns bereits vorher entschieden, dass wir nach der Pause inklusive Abendessen weiterfahren werden, um die Abendstunden noch ein wenig zu nutzen, Strecke zu machen. 

 

Vor uns tut sich eine Flusslandschaft auf, die bereits ins wunderschöne, frühabendliche Licht getaucht ist. Matti und Lotta stürzen aus ihren Kleidern in ihre Badesachen und befeuern uns, dass wir uns doch beeilen sollen, alles Notwendige einzupacken, um an den Fluss runterzugehen. 


Es geht steil die Böschung runter. Der erste obligatorische Check ist schnell gemacht, die Wassertemperatur ist wie immer «total ok», wird sogar als warm bezeichnet. Unsere Kinder sind Meister der Motivation und beurteilen die Temperatur immer als Erstes, auch um mich zu triggern, doch auch schwimmen zu gehen. 

 

Wir kühlen uns ab, waschen den Schweiss und Dreck des Tages ab und geniessen die leichte Strömung mit Blick auf die Brücke, die sich imposant über den Fluss schwingt. Wir sind ganz alleine in einer wunderschönen Badewanne, genau das Richtige zu diesem Zeitpunkt. 

Matti und Lotta wenden sich nach der ersten Abkühlung einem Spiel zu und springen den Sandhügel zum Flussufer hinunter. Wer am höchsten, weitesten springen kann, das am besten noch genau synchron. Auch hier braucht es keine weiteren Attraktionen, nur Kreativität und Wasser, wie schon so oft auf unserer Reise.

 

Es ist Lebensfreude pur, sowohl für die beiden sich auszutoben, für Jan und mich, dabei zuzuschauen. 


Nach einer guten Stunde Badespass und einem kurzen Abendessen geht es nach einem letzten Blick auf unseren perfekten Badespot für diesen frühen Abend nochmals für zwei bis drei Stunden weiter bis zum nächsten Stellplatz für die Nacht. 

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Kommentare: 1
  • #1

    Mila Subotic (Montag, 17 Oktober 2022 10:05)

    Super
    Was ihr macht