
Wir machen uns am 26. Oktober endlich wieder auf den Weg in westlicher Richtung und verlassen den «Arches National Park». Noch ganz beseelt von unseren Eindrücken der letzten beiden Tage, die wir im Park verbracht haben, brechen wir mittags auf. Der Abschied von unseren Freunden Lina, Klara, Axel und Verena, mit welchen wir die letzten zehn Tage zusammen gereist sind, fällt uns nicht so leicht.
Doch ist das der Lauf der Dinge beim Reisen. Wege treffen sich und trennen sich wieder und zurück bleibt ein Gefühl, eine schöne Zeit miteinander verbracht und Freunde nicht nur für diese Reise gefunden zu haben.
Unser erster Stopp ist noch in Moab beim Visitor Center, da Charlotta Jan davon überzeugt hat, dass wir wie ihre Freundinnen Lina und Klara nun auch für jeden National-Park, den wir besuchen, einen Sticker als Erinnerung kaufen dürfen. Dafür wollen sie zukünftig ihr Taschengeld einsetzen. Beide wollen die Sticker sammeln und in ihren Zimmern in einigen Monaten anbringen. Auch wenn wir noch kein Bild von diesen Zimmern im Kopf haben, ist das eine schöne Vorstellung, dass sie die Reise so auch visuell mit in eine neue Heimat nehmen werden.
Vom Osten Utahs geht es erst einmal Richtung Norden, um dann von der Autobahn «I-70» auf den «Highway 24» nach Westen abzubiegen. Wir steuern als nächstes Etappenziel den «Capitol Reef National Park» an, den wir jedoch heute noch nicht mehr erreichen werden.
Die Landschaft zieht an uns vorbei mit ihrer steppenartigen Weite, die primär von roten Felsformationen geprägt ist. Wie so oft benötigen wir doch länger als gedacht. Wir decken uns nochmals mit den notwendigsten Lebensmitteln in «Green River» ein, da dies die einzige Einkaufsmöglichkeit in dieser Gegen bietet. Eine Bäckerei finden wir nicht, so dass wir auf frisches Brot verzichten müssen.
Wir entscheiden uns für einen Abstecher ins «Goblin Valley», ein Tal, welches seinen Namen wegen seiner «koboldartigen» Sandstein-Skulpturen erhielt. Am schönsten erscheinen diese wohl im Nachmittagslicht, wofür wir jedoch schon zu spät dran sind. Auf dem Weg zum Eingang des «Goblin Valley State Park» tauchen rechter Hand bereits erste Formationen auf.

Wir legen einen Halt ein, so dass Lotta und Matti sofort aus dem Auto springen und den Abhang hinaufstürzen. Sie sind innerhalb kürzester Zeit zwischen den für mich auch «pilzartig» erscheinenden Türmen verschwunden. Wir hören sie ausgelassen rumrennen, ein perfektes Terrain für Verstecken spielen. Das Gelände erstreckt sich wellenförmig bis zur nächsten Felswand mit zahlreichen Sandstein-Kobolden dazwischen. Wir vermissen Lina und Klara, die das Versteckspiel-Duo perfekt ergänzt hätten. Noch heute Morgen haben sie gemeinsam auf dem Campground beim Arches Verstecken gespielt.
Nur dieser kleine Ausflug hat sich bereits mehr als gelohnt. Doch zieht es uns mit Blick auf die Uhr weiter zum «State Park», den wir um 17:00 erreichen. Wir fahren in den Park hinein und erreichen nach wenigen Minuten den leicht erhöhten Parkplatz, der zum «Fantasy»-Garten aus rotgelben Sandstein-Kobolden führt. Wir laufen die wenigen Treppen zu den Figuren hinunter, um staunend in einer mondanmutenden Landschaft entlangzuwandern, die oftmals in der Reiseliteratur auch mit Formationen auf dem Mars verglichen wird. Es herrscht absolute Stille. Ausser uns sehen wir weiter entfernt nur ein paar Besucher, doch fühlen wir uns weitestgehend alleine und privilegiert, dies für uns zu geniessen.
Im Laufe von rund 170 Millionen Jahren entstand aus Sand, Schlick und Ton mithilfe von Erosion, Wind und Wetter die für das «Goblin Valley» so typischen Sandstein-Formationen.
Beim Klettern auf den Figuren ist Vorsicht geboten, um diese nicht zu beschädigen. Auf Informationstafeln sehen wir Bilder der schneebedeckten Täler mit ihren koboldartigen Bewohnern, was unglaublich schön aussieht.
Dieser Ort sei auch einer von wenigen weltweit, an welchem ein sternenklarer Himmel wahrgenommen werden könne ohne jegliche Lichtverschmutzung, heisst es auf den Info-Tafeln am Besucherparkplatz. Die nächste Lichtquelle ist über 10km entfernt. Die Sterne hier zu beobachten ist sicher ein einmaliges Erlebnis, doch ist der Campingplatz im Park selbst heute keine Option für uns.

Wir geniessen die langsam untergehende Oktobersonne und entscheiden uns den Park auf direktem Weg zu verlassen, um noch bei Tageslicht einen Stellplatz für die Nacht zu finden. Wir fahren in den «Little Wild Horse Canyon» hinein und entscheiden uns für einen windgeschützten Platz, der einen weiten Blick in den Canyon hinein bietet. Auch hier gibt es noch genügend «Kobolde», die uns in vereinzelten Gruppierungen, sogar teilweise aus den uns umgebenden Felswänden, anblicken.
Der Stellplatz ist perfekt für ein schönes Lagerfeuer und dem Gefühl seit zwei Wochen wieder gänzlich gerecht zu werden, komplett autark in der Wildnis stehen zu können weit ab von jeglichen Campingplätzen, um die man in den National-Parks leider nicht herumkommt.
Die Sonne geht unter und ein Tag mit wunderschönen Bildern von «Kobolden» und «Pilztürmen» geht zu Ende.
Kommentar schreiben
Oma (Freitag, 11 November 2022)
Ihr Lieben,
Wie spannend und eindrucksvoll!
Der Blog wird immer noch interessanter.
Ich Reise in Gedanken mit Euch….